Für den Finanzsektor war 2022 ein sehr stürmisches Jahr.
Eigentlich hatte alles positiv angefangen. Mit dem nahenden Ende der Pandemie gehörten Lockdowns der Vergangenheit an und Reiseverbote wurden aufgehoben. Die Welt öffnete sich wieder und ein neuer Optimismus war zu spüren.
Doch dieses Gefühl fand mit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine ein jähes Ende. Plötzlich waren wir mit der Energiekrise, drastisch steigenden Lebenshaltungskosten, hohen Zinsen, fallenden Aktienkursen, einem Krypto-Crash und einer drohenden Rezession konfrontiert.
Wer hätte das alles vorhersehen können?
Wird 2023 ebenso turbulent oder erwarten den Finanzsektor ruhigere Gewässer?
Einige der klügsten Köpfe von Currencycloud haben für uns einen Blick in die Glaskugel gewagt und erklären, was 2023 ihrer Ansicht nach bereithält.
Elon Musk will Twitter in eine Bank verwandeln. Oder App X. Eine Art Super-App, die in ihrem Kern auf Finanzdienstleistungen basiert. Ob sich das bei allem, was in der Twitter-Welt gerade vor sich geht, so realisieren lässt, wird sich zeigen.
Im Currencycloud-Team wird vermutet, dass wir auf einen bemerkenswerten B2B-Use-Case für eingebettete Finanzen zusteuern – eher wie Shopify und weniger wie Uber.
Das Konzept von Bitcoin – oder jeder anderen Kryptowährung als utopische globale Währung – wurde 2022 zu Grabe getragen, oder vielleicht doch nicht? Der Markt musste auf jeden Fall einige harte Schläge einstecken. Wird er sich erholen? Für diejenigen, die davon überzeugt sind, könnte der Kauf einiger Krypto-Lieblinge durchaus interessant sein.
Krypto könnte sich als Assetklasse sicherlich noch einige Jahre halten.
Gleichzeitig besteht in den Volkswirtschaften der Welt ein Bedarf nach schnelleren, transparenteren und kostengünstigeren Lösungen für einen internationalen Geldtransfer – die Infrastruktur, auf der Kryptowährungen aufgebaut sind, bleibt also weiterhin vielversprechend. Distributed-Ledger-Technologie (DLT), Stablecoins und digitales Zentralbankgeld werden weiterentwickelt und werden 2023 in realen Anwendungsfällen zutage treten.
Das Currencycloud-Team spricht bereits seit etwa zwei Jahren über die Bündelung und Entflechtung von Finanzdienstleistungen. Der Fintech-Sektor, wie wir ihn kennen, entstand aus der Finanzkrise 2008 und brachte erheblich verbesserte, „entflochtene“, sehr spezifische Nischen-Elemente der Finanzdienstleistungslandschaft für Verbraucher und Unternehmen mit sich. Diese Entwicklung erreichte 2021 ihren Höhepunkt, einhergehend mit der größten Flut von VC-Investitionen, die es je im Fintech-Bereich gegeben hatte.
Obwohl Fintech weiterhin zu den finanzierungsstärksten Sektoren weltweit gehört, war das Investitionsniveau in der Branche 2022 in aufeinanderfolgenden Quartalenrückläufig – unter anderem aufgrund der Rezession und dem Anstieg der Lebenshaltungskosten sowie der Energiekrise. Dadurch wird es dieses Jahr weniger Marktneulinge mit einer guten Finanzierung geben. Ein größerer Anteil der bestehenden Marktteilnehmer wird keine zusätzliche Finanzierungsrunde durchführen können und daraufhin scheitern.
Die größten Banken und Fintechs werden dann diejenigen übernehmen, die nicht überleben, und damit weiteres Wachstum verzeichnen. So erweitern sie ihr Produktangebot und werden wahrscheinlich etwas homogener.
Über APIs verteilt sich der Datenfluss noch weitreichender über Systeme; das gilt auch für unsere personenbezogenen Daten. Immer mehr Menschen werden verlangen, dass Serviceanbieter ihre Sicherheitsstandards in Bezug auf die digitale ID erhöhen. Das könnte mit der Dezentralisierung von Web 3.0 zusammenfallen. Vermutlich werden sich mehr Anbieter digitaler IDs etablieren, wodurch jeder und jede Einzelne mehr Kontrolle darüber hat, welche Bestandteile der eigenen digitalen Identität mit unterschiedlichen Anbietertypen geteilt werden: Beispielsweise könnte man seine Volljährigkeit bestätigen, ohne aber das spezifische Geburtsdatum offenzulegen.
Viele sprechen über BNPL 2.0, aber ist das 2023 wirklich zu erwarten? Einige Experten bei Currencycloud glauben, dass das Konzept über einen gewissen Zeitraum eher rückläufig sein wird, anstatt sich weiterzuentwickeln.
Mit den aktuell hohen Zinsen wird es noch teurer, Geld zu leihen, und Sparen wird attraktiver. Gleichzeitig schalten sich die Aufsichtsbehörden immer mehr ein, um die Sicherheit der Verbraucher zu gewährleisten – mit potenziellen Auswirkungen auf die Umsatzzahlen der Branchenteilnehmer.
Die Rezession und die steigenden Lebenshaltungskosten, die sich auf andere Bereiche negativ auswirken, könnten für BNPL die Rettung sein. Wenn die Menschen weniger verfügbares Einkommen haben, ziehen sie möglicherweise BNPL als Option für kleinere, alltägliche Käufe in Betracht, wie auch die Kollaboration von Klarna und Deliveroo gezeigt hat.
Es gibt viele Vermutungen. Sicherlich werden nicht alle davon eintreten. Aber es gibt zahlreiche Gründe, zu Beginn dieses neuen Jahres optimistisch zu sein. Vielen Dank an Aleks Stefanovski, Piers Marais, Eugene Nouril, Zack Guiliano und weitere Mitglieder des Currencycloud-Teams für ihre Einblicke und Gedanken.