Currencycloud Blog

PSD2: Was Zahlungsdienstleister über die Richtlinie wissen müssen - Currencycloud

Geschrieben von Currencycloud | 17.07.2017 09:36:00

Die Zahlungsdienstleistungsrichtlinie 2 (Payment Services Directive 2, PSD2) tritt im Januar 2018 in Kraft. Schon lange ist es zu keiner so umfassenden regulatorischen Veränderung mehr gekommen. Dies sorgt bei einigen Unternehmen für Verängstigung, die meisten aber sehen darin enorme Chancen – vor allem Fintechs.

In der Welt der Banken lassen sich dazu drei verschiedene Reaktionen beobachten. Einige stecken den Kopf in den Sand: Offensichtlich herrscht hier Fassungslosigkeit, dass sie von den Regulierungsbehörden mit PSD2 belastet werden. Andere haben entschieden, sich so minimal wie möglich anzupassen, um eine Einhaltung der Vorschriften zu gewährleisten. Immer mehr sind aber von den Vorteilen der Richtlinie überzeugt und bereit, sich der Herausforderung zu stellen. Sie stehen ihr positiv gegenüber und bereiten sich proaktiv auf die Umsetzung vor.

PSD2 bietet Chancen für Fintechs

Die neuen regulatorischen Status von Kontoinformationsdienstleistern (Account Information Service Provider, AISP) und Zahlungsauslösedienstleistern (Payment Initiation Service Provider, PISP) bieten hervorragende Chancen zur Entwicklung eines rationelleren und besser integrierten Ablaufs für die Kunden von Fintech-Unternehmen. Die Interaktion mit verfügbaren Banking-APIs im Hinblick auf Funktion, Integrationsprozess und Kosten ist bei der Wahl des Ansatzes jedoch entscheidend.

Die Herausforderung liegt darin, die Frustration der Kunden mit ihrer Bank zu nutzen und ihnen erfolgreich zu vermitteln, dass ihre Zahlungen und Daten auf einer benutzerfreundlichen Anwendung bei höchsten Sicherheits- und Umsetzungsstandards verwaltet werden.

Einen Kunden davon zu überzeugen, einem Start-up-PISP oder -AISP den Zugang zu seinen Bankkonten und deren Verwaltung zu erlauben, ist eine schwierige Aufgabe. Wie bei vielen neuen Konzepten, bei denen Transaktionen durchgeführt werden, handelt es sich auch hierbei um einen stufenweisen Prozess. Dennoch erwarten wir, dass der Bereich Fintech einige wirklich innovative Produkte hervorbringen wird.

PSD2 und die Bedeutung für Banken

PSD2 könnte zum „iPhone-Moment“ des Bankwesens werden und die Landschaft der Finanzdienstleistungen grundlegend verändern.

Zusammenarbeit und gemeinsame Nutzung von Dienstleistungen werden zum neuen Standard. Es werden sich Netzwerk-Marktplätze entwickeln, auf denen Verbraucher Finanzprodukte erwerben und verwalten können. Diese Marktplätze werden ähnlich wie Android und iOS funktionieren, wobei Fintechs und Banken die neuen App-Anbieter sind.

Banken werden ihre Strategien sorgfältig überdenken müssen. Andernfalls könnten sie als Treuhänder und Großhandelsanbieter von Dienstleistungen wie Schuldverschreibungen, Kredite und Liquidität marginalisiert werden (was für manche vielleicht sogar akzeptabel sein könnte).

Auch die sogenannten GAFAs (Google, Apple, Facebook und Amazon) warten ihren Moment ab und könnten als Gewinner hervorgehen. Alle vier Tech-Giganten sind extrem versiert darin, Daten gewinnbringend durch den subventionierten Zugang zu ihren Kernprodukten und -dienstleistungen zu nutzen. Der bisher unmögliche Zugang zu den Bankdaten von Kunden, den PSD2 mit sich bringt, spielt den GAFAs in die Hände und wird im Bereich Finanzdienstleistungen zu dramatischen Veränderungen führen.

Ein Blick in die Zukunft: Ein Silberstreif am Horizont für Banken?

Die Regulierung des Bankensektors wird immer schwerfälliger, kapitalintensiver und restriktiver. Die Erwartungen der Kunden steigen hingegen aber stetig. PSD2 könnte dazu führt, dass Banken zu Großhändlern einer wachsenden Zahl von Fintechs werden. In diesem Fall werden sie weniger Zeit mit der Bedienung von Endkunden verbringen und die Fintechs an der Peripherie werden die Kontrolle über den Kundenkontakt übernehmen.

Dies würde für viele zu weitreichenden Änderungen der Geschäftsmodelle führen. Doch ist dies überhaupt als negativ zu bewerten, wenn dadurch die Gemeinkosten für Banken sinken und die Kunden bessere Produkte und Dienstleistungen erhalten?